Geld und Theater-Methoden

Geld, ein öffentliches und privates Gut

Annäherungen durch Geschichte und Theater-Methoden

 1. Auftakt

Gemeinsames Brainstorming: Woran denke ich, wenn ich „Geld“ assoziiere?
Statuen-Theater: „Geld bedeutet für mich …“

Statuentheater ist eine kreative und oft heitere Methode, um Lernende für ein Thema zu interessieren. Er/sie kann zum Ausdruck bringen, was ihm/ihr in den Sinn kommt, nachdem er/sie sich mit einigen Aspekten des Themas vertraut gemacht hat. Das Statuen-Theater ermöglicht außerdem den Austausch in der Gruppe und damit gegenseitiges Lernen.
Die Teilnehmer/innen werden in zwei Gruppen geteilt. Die einen sind „Bildhauer“, die anderen „Objekte“. Sie kommen paarweise zusammen. Der „Bildhauer“ schafft eine Form seines „Objektes“ entsprechend der eigenen Assoziation zum Thema „Geld“. (Achtung: Der/die Trainer/in sollte deutlich machen, dass alle sich mit Respekt begegnen. Die „Bildhauer“ geben ihrer „Skulptur“ anschließend einen Titel (auf Blatt Papier, das vor die „Skulptur“ gelegt wird). Sie verlassen den Raum. Nach einer Weile betritt diese Gruppe wieder die Szene, nun aber als Besucher/innen einer Ausstellung. Jeder „Bildhauer“/jede „Bildhauerin erklärt der ganzen Gruppe das eigene Werk. Der Austausch kann beginnen…

2. Muscheln, Salz, Gold und Luft: Geschichte des Geldes I

Input über die Entstehung des Kreditgeldes (auf Englisch, siehe Euro, work 4.0 & others)
● Inhalt:
– Geld als ein Mittel, um Güter zu tauschen; der Übergang zu Wechseln; das Zinsverbot der katholischen Kirche; Golddepotscheine
– Kredit als Zahlungsmittel (Geld)
– Deckung des Geldes: Is es in einem intrinsischen Wert fundiert (wie etwa Gold), durch die Menge der produzierten Güter und Dienstleistungen oder durch den Staat?
– Das Problem der Geldhortung
– Wer schöpft Geld?

3. Die Bank of England: Geschichte des Geldes II

Input
● Die Bank of England und das zweistufige Bankensystem im Industriezeitalter
● Inhalt:
– Die Rolle der Zentralbank in einer Wirtschaft
– Bankbilanzen
– Warum entsprechen in einem Kreditgeldsystem die Schulden den Vermögen?

4. Stakeholder Value – Shareholder Value

Soziometrische Aufstellungen eignen sich, um zu zeigen, wie ein Unternehmen finanziert wird. Es kann veranschaulicht werden, welcher Art die Verbindung zwischen der Finanzierung eines Unternehmens und dem Typus von Marktwirtschaft sein kann, in dem es agiert (vereinfacht ausgedrückt).

Die Soziometrie, entwickelt vom Psychotherapeuten Jacob L. Moreno, ist eine Methode zur Darstellung sozialer Beziehungen. Sie spiegelt sowohl die sozialen Strukturen als auch die Position des Einzelnen innerhalb einer Gruppe wider. „Sociometric explorations reveal the hidden structures that give a group its form: the alliances, the subgroups, the hidden beliefs, the forbidden agendas, the ideological agreements, the ‘stars’ of the show.“ (Moreno, siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Sociometry) In unserem Fall wird die Soziometrie eingesetzt, um Merkmale des Stakeholder- und Shareholder Value und Unterschiede zwischen ihnen zu markieren.

Am Beispiel einer Zahnpastafabrik zeigte die Trainerin, wer im Modell des Stakeholder Value bei der Entscheidung über zukünftige Investitionen beteiligt ist: Der Fabrikbesitzer, der/die Manager/in einer Bank, eine Vertreterin der Gewerkschaften, ein Zulieferer sowie eine wohlhabende Person, die zum Vermögen beiträgt. Alle sind Teil des Vorstandes als Leitungsgremium, um Einfluss auf die Entscheidungsfindung zu nehmen. Abhängig von der rechtlichen Struktur eines Unternehmens gibt es auch einen Aufsichtsrat. Jede Rolle wurde durch eine/n Teilnehmer/in der Gruppe dargestellt.

Wäre die Zahnpastafabrik Teil einer Shareholder-Value-Ökonomie, würde sich das Spektrum der beteiligten Personen und deren  Mitbestimmungsrechte unterscheiden. Das Unternehmen würde sein Geld hauptsächlich vom Kapitalmarkt erhalten. Vermögende Personen würden ihr Geld an der Börse „investieren“ (Voraussetzung: das Unternehmen ist dort notiert) und Anleihen/Aktien der Zahnpastafabrik kaufen. Diese Aktien werden an der Börse gehandelt, so dass der Marktwert des Unternehmens wichtig ist. Der Marktwert ergibt sich aus dessen realer Entwicklung, aber auch aus der Logik von Angebot und Nachfrage bei der Spekulation (auf höhere oder niedrigere Kurse). Eine Trennung zwischen Vorstand und Aufsichtsrat wäre im Hinblick auf die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht mehr gegeben. Es gäbe einen „Verwaltungsrat“, in den die Mitglieder nur von den Aktionären gewählt werden. Arbeiter/innen sind nicht eingeschlossen, Gewerkschafter/innen nicht und auch keine Zulieferer. Banken vergeben kurzfristige Kredite, um Liquidität zu ermöglichen. Im Stakeholder-Modell hingegen vergibt die Bank langfristige Kredite und ein Vertreter gehört zum Vorstand des Unternehmens.

Die Lernenden übernehmen verschiedene Rollen und stellen eine Szene dar, die zeigt, wer  Spieler/in ist und wer nicht teilnimmt. Solcherart soziale Analysen ermöglichen sowohl das Erleben von als auch Einsichten in gesellschaftliche Strukturen.

5. Aktuelle Themen im Disput: Die Niedrigzinspolitik der Zentralbank

Zeitungstheater: Diese Art des Rollenspiels war die erste Methode, die auf dem Weg zur Entwicklung des Theater der Unterdrückten (Augusto Boal) kreiert wurde. Die Idee ist, das Publikum eher die Mittel zur Produktion von Theaterstücken als ein fertiges künstlerisches Produkt zur Verfügung zu stellen. Sie wurden entwickelt, um jeder/-m zu helfen, eine Theaterszene mit Hilfe von Nachrichten aus einer Zeitung oder anderem schriftlichen Material wie Berichten über politische Treffen, Texten aus der Bibel, der Verfassung eines Landes, der Erklärung der Menschenrechte usw. zu machen.

Zeitungstheater ist einfach – in seiner Grundform – und kann leicht in verschiedenen Bildungskontexten angewandt werden.
1. Es gibt mehrere Artikel, Texte oder ähnliche Schriften im Raum. Die Teilnehmer/innen wählen die aus, mit denen sie arbeiten möchten.
2. Die Teilnehmer/innen lesen die Texte (eventuell mit unterschiedlichen Lesemethoden). Sie teilen ihre Assoziationen, Ideen, Meinungen, das Für und Wider zu den Gedanken des Artikels.
3. Die Teilnehmer kreieren gemeinsam eine Szene.
4. Sie spielen sie der gesamten Gruppe vor.
5. Diskussion: Die Teilnehmer tauschen sich über das Thema, ihre Gefühle und Wahrnehmungen aus.

6. Reflexion

Welche Spiele und Übungen, welche der Theatermethoden kann ich in meinen Bildungszusammenhängen anwenden? Was sind die Voraussetzungen dafür? Was sind die reizvollen Aspekte an der Soziometrie? Unter welchen Umständen kann die Methode in meinem Kontext Anwendung finden?