Transnationale Treffen/Workshops

Auftakttreffen, Berlin, 1.-3.12.2016

weltgewandt. lud Vertreter/innen der Partnerorganisationen in Prag, Tartu und London zum Auftakttreffen nach Berlin ein.

Wir haben uns persönlich kennen gelernt und die Projektaktivitäten einschließlich der Entwicklung der Projektergebnisse im Detail geplant. Darüber hinaus widmete sich die Gruppe spielerischen Herangehensweisen an die Diskussion ökonomischer Fragen. Ebenso wurden verschiedene Interpretationen über die aktuellen Probleme der Euro-Zone erörtert. Die Fragen und Überlegungen der Teilnehmer/innen gaben auch Perspektiven auf das Thema wieder, wie sie in den öffentlichen Debatten ihrer Länder eine Rolle spielen. Wir kamen (einmal mehr) überein, dass europäische Herausforderungen in einem europäischen, transnationalen Horizont zu analysieren seien.

Weitere Treffen finden in London (März 2017), Prag (Juni 2017), Tartu (November 2017) und in Berlin (Februar 2018) statt.

Workshop/Lehr- und Lernaktivitäten in London, 07.-11.03. 2017

Während des Projekts veranstalten wir zwei fünftägige Lehr- und Lernaktivitäten, in denen wir unsere didaktischen Erfahrungen und Kompetenzen mit Blick auf wirtschaftliche Fragestellungen miteinander teilen. Der erste solche Workshop fand im März 2017 in London statt. Im Mittelpunkt standen die Themen Arbeit und die Zukunft der Arbeit sowie Geld.

Wir begannen mit einer „klassischen“ Power-Point-Einführung in die Welt der Arbeitsmärkte und von Industrie 4.0. Dies wurde mit kleinen Übungen kombiniert, um das Phänomen der Arbeitsteilung zu illustrieren und zu zeigen, was notwendig ist, um die Herstellung von Waren zu organisieren. Was die Teilnehmer/innen dabei gelernt haben, floss dann in die Erstellung von kurzen Filmen nach der Stop-Motion-Animation ein. Dazu haben wir kleine Gruppen gebildet. Die Lernenden tauschten sich dazu aus und beschlossen, sich auf ein Unterthema zu konzentrieren. Sie entwickelten eine Kurzgeschichte. Angeleitet von einer Filmemacherin haben sie dann einen kurzen Animationsfilm produziert. So wurde das Erarbeiten von (kurzen) Filmen als ein Werkzeug vorgestellt, um sich ein tieferes Verständnis von Aspekten eines Themas zu erarbeiten und die eigene Kreativität sowie das Vorhandensein eigener Ressourcen konkret zu erfahren.

Geld ist ein komplexes Thema. Aber die Kenntnis von (dessen) Geschichte hilft, zu einem Verständnis zu gelangen. Die Teilnehmer/innen folgten zwei lebhaften Vorträgen über die Entwicklung des Kreditgeldes und über die Geschichte der Banknoten und des Papiergeldes. Sie diskutierten über das Zinsverbot als dem Ausgangspunkt für die Entfaltung des modernen Kreditgeldsystems. Der andere Schwerpunkt lag auf der Bank of England und den Gründen, eine solche Institution zu gründen. Es kam unweigerlich die Frage danach auf, welche Art von ‚Anker‘ das Geld haben sollte: Gold, Öl, die Menge an Waren und Dienstleistungen, Arbeit?
Nach diesen Inputs waren alle Teilnehmer/innen eingeladen, Spiele und Übungen zu erleben, die auf die Theaterarbeit einstimmen. Sie gaben dann ihren neu gewonnenen Einsichten bzw. offenen Fragen eine körperliche Gestalt, in dem sie mittels des Statuen-Theaters den Körper eines Kollegen / einer Kollegin entsprechend formten. Das Statuentheater ist eine der Theatertechniken, die von Augusto Boal („Theater der Unterdrückten“) entwickelt wurden. Die „Skulpturen“ wurden anschließend mit einem Titel versehen, und alle ihre Schöpfer verließen das Zimmer. Sie kamen als Museumsbesucher/innen zurück, die sich gegenseitig ihre „Kunstobjekte“ erklärten. Dies führte zu Diskussionen – und genau dies ist eines der Ziele, die mit dem Statuentheater erreicht werden können.

Die Workshop-Teilnehmer haben dann die Methode der Soziometrie angewandt, um zu eruieren, was man unter den Begriffen „Stakeholder Value“ und „Shareholder Value“ verstehen kann. Sie ‚figurierten‘ wahlweise als Unternehmer, Bank, Gewerkschafter, Komponentenlieferant (Stakeholder Value) oder eine wohlhabende Person, die in Aktien investiert, einen Börsenmakler, den Analysten einer Ratingagentur etc. (Shareholder Value) . Die Aufstellung half, die Begriffe Stakeholder – Shareholder Value zu klären und verschiedene Rahmenbedingungen von Marktwirtschaften zu umreisen, die existier(t)en.

Ein Verständnis von wirtschaftlichen Entwicklungen kann auch dadurch befördert werden, dass man aktuelle und „heiße“ makroökonomische Fragen diskutiert. Wir haben uns für die Niedrigzinspolitik einer Zentralbank entschieden – dies klingt neutraler, da zwei Partnerorganisationen nicht in einem Land der Euro-Zone angesiedelt sind –  und die Methode des Zeitungstheaters angewandt. Dabei werden zunächst kleine Gruppen gebildet. Sie lesen und diskutieren einen Zeitungsartikel, der ihnen von der Trainerin gegeben wurde. Die Lernenden haben dann ihre Interpretation entwickelt und szenisch umgesetzt. Nachdem die Sketche der Gesamtgruppe vorgestellt worden waren, entspann sich eine intensive Diskussion über zentrale ‚europäische‘ Themen wie z.B. den Brexit und seine zu erwartenden Folgen.

All diese Formen, Theater zu spielen, ermöglichten eine tiefere Verbindung innerhalb der Gruppe und stimulierten zu gemeinsamen Diskussionen. Es war die Kombination aus ‚alter‘ schulischer Wissensvermittlung und dem kreativen Erschaffen durch ‚etwas‘ mit Hand, Herz und Hirn, das die Sitzungen reich gemacht hat!

Projekttreffen am 23.06.2017 in Prag

Der MARKT – was ist das eigentlich? Wie lässt sich erklären, worin Menschen tagtäglich involviert sind? Auf einem weiteren transnationalen Treffen am 23.06.17 in Prag haben die Projektpartner zwei Interpretationsweisen von Markt diskutiert: den neoklassischen Ansatz und das von französischen Ökonomen entwickelte Modell der “Ökonomie der Konventionen“ Ist der Markt etwas gegebenes, das sich evolutorisch entwickelt hat? Oder wird ein Markt durch Übereinkünfte und Verhandlungen, etwa über Qualitätsstandards, die Einführung neuer Produkte und die Sicherung von Absatzmärkten, erst hergestellt? Oder muss man sich eine Mischung aus beidem vorstellen?

Mit diesen Fragen wurde der thematische Faden ‚weitergesponnen‘, wie er bereits auf den vorhergehenden Treffen entstanden war. Es geht darum, sich ein Grundverständnis ökonomischer Fragen zu erarbeiten und Methoden zu entwickeln, um diese in der Erwachsenenbildung mit sog. Benachteiligten implementieren zu können.

Der Austausch begann mit der Arbeit an den Projektergebnissen. Vorgestellt wurde das Konzept für Unterrichtsmaterialien der politisch-ökonomischen Bildung. Im Anschluss daran stimmten uns die tschechischen Partner mit einer Übung auf ihre Trainingseinheiten zum entrepreneurship learning ein, die sie mit den Projektpartnern während der Lehr- und Lernaktivitäten in Estland durchführen werden. Die estnische Kollegin stellte ihrerseits das Programm für die Trainingseinheiten zur Umweltbildung zur Diskussion. Da die Projektpartner mit ihren Angeboten sog. Benachteilige erreichen wollen, kamen darüber hinaus auch die spielerischen Übungen zur Förderung der Kreativität nicht zu kurz.

Lehr- und Lernaktivitäten (Workshop) vom 7. bis 11. November 2017 in Tartu/Estland

Der zweite 5-tägige Workshop war von der gastgebenden Organisation, dem Peipsi Center for Transboundary Cooperation (Peipsi-Zentrum für grenzüberschreitende Zusammenarbeit) in Estland und der Organisation EDUcentrum in Prag ausgerichtet worden. Themen waren Umweltökonomie bzw. Ökonomie des öffentlichen Sektors und Management-Kompetenzen für Beruf und Alltag.

In den Einheiten über Umweltökonomie erhielten die Teilnehmer/innen eine Einführung in dieses Gebiet der Wirtschaftswissenschaften und wurden für ‚grüne‘ Aspekte von Wirtschaft und Gesellschaft sensibilisiert. Das Ziel der Trainings über Management-Kompetenzen war es, grundlegende Prinzipien des Wirtschaftens kennen zu lernen, um bei erwachsenen Lernenden das Verständnis dafür zu befördern, wie Markt-Institutionen funktionieren und wie sie diese Kenntnisse in ihr persönliches Leben übertragen können. Es ging darum, Lernerfahrungen mit Blick auf Themen und Methoden zu ermöglichen.

Die 16 Workshop-Teilnehmer/innen begannen mit Outdoor-Aktivitäten in der Nähe von Tartu. Sie erhielten Informationen über das Konzept des Ecosystem Service (“Ökosystem-Leistungen”). Alle erhielten Aufgaben. Das Konzept sollte aus der Perspektive a) eines Haushalts und b) als Unternnehmer/in diskutiert werden. Was würdet Ihr / würden Sie tun, wäret Ihr/Sie Eigentümer/in eines Waldgebietes? Ein Essensgeschäft etablieren? Kulturelle Events und Trainings anbieten um das Bewusstsein die Verantwortung der Menschen für den Schutz der Natur zu wecken? Oder höhere Steuern erheben und es der Gemeinde ermöglichen, kulturelle Projekte durchzuführen und Lehrer/innen für Umweltbildung einzustellen? We haben verschiedene Argumente für verschiedene Optionen ‚durchdekliniert‘.

Zurück in Tartu, lernte die Gruppe grundlegende Annahmen über das, was einen Markt auszeichnet. Die estnische Partnerin, Aija Kosk, stellte dazu einige zentrale Aussagen von Adam Smith (1723-1790) vor. Zum Beispiel, dass Menschen ’selbstisch‘ und auf ihren eigenen Vorteil bedacht seien und dass der Markt als ein sich selbst regulierendes System betrachtet werden könne. Mit Hilfe von Aufgaben und Spielen erkundeten die Teilnehmer/innen die hauptsächlichen Interessen von Unternehmen (Profite zu machen) und Haushalten (Wohlergehen) und diskutierten verschiedene Interpretationen von Wohlfahrt.

Der Teil des Trainings, bei dem Management-Kompetenzen im Vordergrund standen (durchgeführt durch EDUcentrum, die tschechische Partnerorganisation), war Fragen des Treffens von Entscheidungen und deren Vorannahmen sowie Konsequenzen in modernen Gesellschaften gewidmet. Das hauptsächliche Augenmerk lag auf der Erarbeitung einer individuellen Kompetenzanalyse durch jede/n Teilnehmer/in auf der Basis des “Canvas”-Modells. Dabei geht es darum, nötige Veränderungen zu identifizieren und einen Aktionsplan zu entwickeln. Das Modell war in des Konzept der Management-Kompetenzen für Beruf und Alltag integriert worden. Besonders die Teilnehmenden, die außerdem als Coach oder auf dem Gebiet der beruflichen Beratung arbeiten, konnten (als Trainer/innen) in diesen Workshop-Einheiten viel lernen. Alle anderen nahmen zahlreiche Anregungen für ihren eigenen, persönlichen Gebrauch mit.

Misserfolge und Irrtümer treten auch in der wissenschaftlichen Analyse von Wirtschaft auf. In der abschließenden Darstellung zu den Management-Kompetenzen wurde darauf Bezug genommen – unter anderem mit Blick auf Risikoscheu und nicht-rationales Verhalten von Menschen.

Am Ende jedes Tages und der gesamten Lehr- und Lernaktivitäten bestand die Möglichkeit zur Methoden-Reflexion. Welche Inhalte des Trainings kann ich in meinem Bildungs- bzw. Arbeitskontext anwenden? Wie? Die Debatte hierüber am Ende des Workshops wurde als Fish-Bowl-Diskussion arrangiert, um auch diese Methode miteinander zu teilen.

Zum ‚abschließenden Schluss‘ kamen die Teilnehmenden noch einmal zurück auf das Thema der Nachhaltigkeit und erfreuten sich an einem ‚Nahrungsspiel‘. Die estnischen Partner/innen luden alle zu einem wunderbaren Buffet ein. Es gab Bio-Essen, lokale und ’normale‘ Lebensmittel. Jede/r sollte sich merken, welche Art von Lebensmitteln er/sie ausgewählt hat. Nach dem Essen wurden alle darüber informiert, welche Ressourcen für die Produktion des jeweiligen Essens aufgewendet werden mussten. Mitunter waren die Antworten erstaunlich …

Transnationales Projekttreffen vom 15.-17.02.18 in Berlin

Das Abschlusstreffen der Projektpartner war u.a. den Projektergebnissen, der öffentlichen Veranstaltung am 2. Abend des Treffens sowie Fragen zum Projektmanagement gewidmet. Unter anderem diskutierten wir über das gemeinsam entwickelte Konzept für Trainingsmaterialien für die sozioökonomische Bildung in Europa. Eine große Bandbreite an Themen wartet der Bearbeitung – von Arbeit 4.0 bis Wachstum, darunter (soziale) Gerechtigkeit, das Euro-Projekt, Schuld und Schulden, die politische Ökonomie der Information u.v.a.m.

 

 

 

Außerdem schlossen wir die Arbeit an Unterrichtsmaterialien zu Arbeit 4.0 ab. Das Thema war bereits während unserer einwöchigen Lehr- und Lernaktivitäten in London Gegenstand des Austauschs, als es darum gegangen war, sich über Methoden zu verständigen, mit denen man sogenannte Benachteilige erreichen kann. Wir beobachten einen tiefgreifenden Wandel in der Arbeitswelt und der gesamten Gesellschaft dank der ‚digitalen Revolution‘. Dies wirft verschiedene Fragen auf, u.a. die nach der politischen Steuerung der Entwicklungen und wie Bürger*innen besser mit Komplexität zurechtkommen können. Ein Gegenstand von politischer und sozioökonomischer Bildung!

Roboter und künstliche Intelligenz: Paradiesische Verhältnisse um den Preis der Unterwerfung?

Veranstaltung zu Arbeit 4.0

Zum Abschluss des ECOLIT-Projekts veranstalteten wir eine öffentliche Diskussion zur Digitalisierung der Wirtschaft und den Folgen für die Arbeitswelt und die Gesellschaft insgesamt. Der Einsatz von Robotern, künstlicher Intelligenz und Algorithmen, das massenhafte Sammeln von Daten und vieles weitere mehr revolutionieren unsere Gesellschaften. Welche Veränderungen werden dadurch erwartet? Was sind die Chancen? Was sind die Herausforderungen? Wie sollte der digitale Wandel durch die Politik reguliert werden – in der Welt der Arbeit? Würde ein Bedingungsloses Grundeinkommen dazu beitragen, soziale Spannungen auf Grund von Arbeitslosigkeit zu überwinden? Was ist in diesem Zusammenhang die Rolle der sozioökonomischen Bildung? Diese und weitere Fragen wurden auf der lebendigen, inspirierenden und wahrhaft transnationalen Begegnung diskutiert.